Konzept zur primärpräventiven Arbeit der AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V.
0. Über dieses Konzept
1. Institution
2. Grundsätze und Haltungen
- 2.1. Leitsätze der Deutschen AIDS - Hilfe
- 2.2. Leitbild der Hessischen AIDS - Hilfen
- 2.3. Zielsetzung
- 3. 1. 1. Schulprävention
- 3.1.1.1. 90min - Veranstaltung
- 3.1.1.2. Projekttage
- 3. 1. 2. Prävention für Jugendliche und junge Erwachsene in außerschulischen Institutionen
- 3. 1. 3. Prävention in offenen Jugendtreffs
- 3. 1. 4. Andere Veranstaltungen für Jugendliche und junge Erwachsene
- 3.2.1. Parkplatzprävention
- 3.2.2. Stammtisch des GayPoint Hanau
- 3.2.3. Andere Veranstaltungen im MSM – Bereich
- 3.3. Prävention für weitere Zielgruppen
- 3.3.1. Spezielle Zielgruppen
- 3.3.2. Allgemeinbevölkerung
5. Evaluation
0. Über dieses Konzept
Im Jahr 1981 wurde zum ersten Mal über AIDS als neue, tödliche Infektionskrankheit berichtet. Obwohl knapp 30 Jahre später der Krankheitsverlauf zwar medikamentös beeinflussbar ist und bei frühzeitigem Behandlungsbeginn meist chronisch verläuft, ist die Krankheit immer noch nicht heilbar. AIDS bezeichnet das „Erworbene Immunschwäche Syndrom“ (engl. Acquired Immune Deficiency Syndrome), das von den HI-Viren (HIV = Human Immunodefiency Virus) verursacht wird.
Neben der medizinischen Versorgung hat sich auch der Kenntnisstand über Übertragungswege und Schutzmöglichkeiten weiterentwickelt.
Die AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V. hat sich zur Aufgabe gemacht, Menschen rund um das Thema HIV und AIDS, insbesondere über die Infektionsrisiken und Schutzmöglichkeiten und deren Handhabung, zu informieren, um einer weiteren Ausbreitung entgegenzuwirken.
Mit Hilfe dieses Konzeptes möchte die AIDS-Hilfe die Inhalte ihrer Präventionsarbeit der Öffentlichkeit transparent machen.
1.Institution
Die AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V. ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein und Mitglied im Landesverband der Hessischen AIDS-Hilfen e. V. Mitglied in der Deutschen AIDS-Hilfe e. V. sowie im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband.
Die Geschäftsführung wird derzeit von einem ehrenamtlichen Vorstand übernommen, der aus einem Vorsitzenden, einem stellvertretenden Vorsitzenden, einem Schatzmeister und zwei Beisitzern mit verschiedenen Aufgabenbereichen besteht.
Die Arbeit des Vereins finanziert sich über Zuwendungen des Landes Hessen, des Main-Kinzig-Kreises und der Stadt Hanau sowie über Mitgliedsbeiträge und Spenden.
Der Verein hat seinen Sitz in der Alfred-Delp-Straße 10, 63450 Hanau. Zu den Räumlichkeiten der AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V. gehören ein Büro- und Beratungsraum, ein Informationsforum und ein Veranstaltungsraum.
1.1.Angebote
Die AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V., die sich 1997 aus einer Selbsthilfegruppe entwickelte, stellt folgende Angebote bereit:
• Anonyme telefonische, persönliche und Email-Beratung
• Testberatung
• Beratung und Betreuung von Betroffenen und deren Angehörigen
• Vermittlung zu anderen geeigneten Institutionen
• Gruppenangebote
• Psychosoziale Begleitung im Rahmen unseres betreuten Wohnens
• Sonntagsfrühstück
• Prävention
1.2. Fachkräfte
Die AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V. setzt auf qualitätsgesicherte Arbeit und beschäftigt hauptamtliche sozialpädagogische Fachkräfte, die sowohl für die Beratungstätigkeit, die Klientenarbeit als auch die Prävention zuständig sind, sowie Honorarkräfte, die die Präventionsarbeit unterstützen.
Die Arbeit wird zusätzlich durch zahlreiche geschulte ehrenamtliche Helfer getragen.
Um das professionelle Arbeiten der Fachkräfte sicher zu stellen, finden regelmäßig Teamsitzungen und Supervision statt. Darüber hinaus nehmen die Mitarbeiter an Fort- und Weiterbildungen teil.
1.3. Vernetzung
Die AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V. kooperiert mit verschiedenen Institutionen, wie beispielsweise Schwerpunktarztpraxen, den Infektionsabteilungen der Unikliniken in der näheren Umgebung, Suchtberatungsstellen und Hospizbewegungen.
Im Bereich der Prävention gibt es durch inhaltliche Überschneidungen viele Möglichkeiten von gemeinsamen Projekten mit verschiedenen Einrichtungen und Projekten für Jugendliche.
2. Grundsätze und Haltungen
Die AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V. richtet ihre Arbeit an den Leitsätzen der Deutschen AIDS-Hilfe und dem Leitbild der Hessischen AIDS-Hilfen aus.
2.1. Leitsätze der Deutschen AIDS - Hilfe
Die Deutsche AIDS-Hilfe hat sich zum Ziel gemacht, einen möglichst umfangreichen Zugang zu Informationen und Schutzmöglichkeiten zu schaffen, um einen selbstbestimmten und verantwortungsbewussten Umgang mit der eigenen Sexualität zu fördern.
Dabei nimmt die Deutsche AIDS-Hilfe das Verhalten einzelner ebenso in den Blick wie die Verhältnisse, in denen sie leben, sie arbeitet also lebensweltorientiert.
2.2. Leitbild der Hessischen AIDS - Hilfen
Die Hessischen AIDS-Hilfen orientieren sich in ihrer Arbeit an unterschiedlichen humanistischen Werten, wie beispielsweise Toleranz, Gleichberechtigung, Lebensweisenakzeptanz.
Auf der Ebene der Präventionsarbeit bedeutet dies, dass unser Ziel darin besteht, Menschen zu befähigen, ihr Risiko einzuschätzen und selbstbewusst über ihr Handeln zu entscheiden.
Daraus ergibt sich für uns die Grundhaltung, niemandem Antworten vorzuschreiben, sondern bei der Präventionsarbeit die Findung individueller, selbstbestimmter Lösungen zu unterstützen.
Diesen Grundsätzen schließt sich die AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V. in ihrer Arbeitsweise an.
2.3. Zielsetzung
Die Ziele der AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V. bestehen darin, über das Thema HIV und AIDS sowie andere sexuell übertragbare Infektionen zu informieren. Hierdurch soll den Menschen die Möglichkeit eröffnet werden, selbst reflektiert und eigenverantwortlich zu handeln. Jede Entscheidung, die auf der Grundlage dieser Informationen getroffen wird, wird nicht moralisiert, sondern akzeptiert.
3. Präventionsangebote
Vor dem Hintergrund zunehmender Neuinfektionen ist es der AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V. wichtig, ein facettenreiches Präventionsangebot anzubieten, mit dem möglichst viele Menschen erreicht werden können. Aufgrund der zielgruppenspezifisch unterschiedlich hohen Ansteckungsrate werden in der Präventionsarbeit bestimmte Zielgruppen (z. B. Männer, die Sex mit Männern haben) besonders berücksichtigt.
3.1. Prävention für Jugendliche und junge Erwachsene
Die AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V. bietet für Jugendliche und junge Erwachsene ab 14 Jahren Präventionsveranstaltungen an. Hierbei berücksichtigen die Fachkräfte die jeweiligen Bedürfnisse, Besonderheiten und Voraussetzungen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Dabei wird grundsätzlich das Ziel verfolgt, mit jungen Menschen über HIV und AIDS ins Gespräch zu kommen und zu diskutieren. Hierbei möchten die Fachkräfte über Erreger, Krankheitsverlauf, Übertragungswege und Schutzmöglichkeiten informieren. Darüber hinaus soll durch Gespräche, die an der Lebenswelt der jungen Menschen anknüpfen, der persönliche Bezug zu der Thematik hergestellt werden.
3. 1. 1.Schulprävention
Ein wichtiges Gebiet der Präventionsarbeit stellen die Veranstaltungen in Schulen dar. Dort besteht in der Regel eine altershomogene Zusammensetzung der SchülerInnen, die wir für eine optimale altersspezifische Präventionsarbeit nutzen.
3.1.1.1. 90 min - Veranstaltung
Präventionsveranstaltungen in Schulen sind für Schülerinnen und Schüler idealerweise ab der 9.Klasse geeignet. Sie dauern in der Regel 90 Minuten.
Die Fachkräfte vermitteln mit Hilfe verschiedener Materialien Informationen über HIV und AIDS und geben dabei den Schülerinnen und Schülern einen angemessenen Raum für ihre persönlichen Fragen. Um dies gewährleisten zu können, werden größere Klassen aufgeteilt. Auf Wunsch kann die Klasse auch geschlechtsspezifisch geteilt werden.
Methodisch können verschiedene Materialien eingesetzt werden wie beispielsweise Piktogramme, Dildo fürs Kondomtraining, Schutzutensilien, Broschüren der BZgA und der Deutschen AIDS-Hilfe sowie diverses Filmmaterial.
3.1.1.2. Projekttage
Alternativ bietet die AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V. die Zusammenarbeit für HIV und AIDS-spezifische Projekte in Schulen an.
Die Fachkräfte bieten ihre Unterstützung sowohl für die Planung, die Durchführung und die Nachbereitung der Veranstaltung an.
3. 1. 2. Prävention für Jugendliche und junge Erwachsene in außerschulischen Institutionen
Die AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V. bietet präventive Informationsangebote für Jugendliche und junge Erwachsene in Jugendhilfeeinrichtungen, kirchlichen Jugendgruppen, Berufsförderungsmaßnahmen, Betrieben (Azubis), Vereinen, Projektgruppen usw. an. Inhalte und Abläufe solcher Veranstaltungen können denen der Schulprävention ähneln. Nach vorheriger Absprache mit den für die jeweilige Gruppe verantwortlichen Personen kann auf bestimmte Themenschwerpunkte besonders eingegangen werden.
3. 1. 3. Prävention in offenen Jugendtreffs
Diese Art der Prävention ist ein niederschwelliges Angebot, welches in den Tagesablauf des jeweiligen Jugendtreffs integriert wird und dessen Teilnahme freiwillig ist. Die Besonderheit hierbei liegt darin, dass die geschlechtliche, altersmäßige und kulturelle Zusammensetzung der Jugendlichen stark variieren kann. Die Präventionsveranstaltung ist daher wie eine Art offener Workshop aufgebaut.
Methodisch können unterschiedliche Materialien verwendet werden, wie beispielsweise Piktogramme, Dildo fürs Kondomtraining, Kondomdiplom, „Mach` s im Dunkeln“ Kondombox, Schutzutensilien, Präventionsspiel, Infobroschüren, Plakate sowie Give–aways.
3. 1. 4. Andere Veranstaltungen für Jugendliche und junge Erwachsene
Solche Veranstaltungen sind beispielsweise Infostände und andere Aktionen auf Events, an Badeseen und Schulen, Besuche der AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V. in Diskotheken und auf Musikveranstaltungen.
3.2. MSM – Prävention
Nach wie vor sind in Deutschland Männer, die Sex mit Männern (MSM) haben, die Hauptrisikogruppe für eine Infektion mit dem HI- Virus. Vor diesem Hintergrund ist es der AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V. besonders wichtig, in diesem Bereich präventiv tätig zu sein.
3.2.1. Parkplatzprävention
In Kooperation mit der AIDS-Hilfe Offenbach werden Treffpunkte, z. B. Parkplätze an den Autobahnen in unserem und deren Zuständigkeitsbereich aufgesucht, die zur Anbahnung von Sexualkontakten aufgesucht werden.
Mitarbeiter der AIDS-Hilfen mit zielgruppenspezifischen Kenntnissen und Erfahrungen bieten einen Infostand für homo- und bisexuelle Männer an.
Es werden verschiedene Materialien eingesetzt wie beispielsweise Infobroschüren, Kondome und Gleitgel.
3.2.2. Stammtisch des GayPoint Hanau
Einmal pro Monat gibt es für homo- und bisexuelle Männer aller Alters- und Gesellschaftsschichten die Möglichkeit sich zum Stammtisch in den Marktstuben in Hanau zu treffen. Organisiert wird der Stammtisch vom GayPoint Hanau, der auch weitere gemeinsame Aktivitäten anbietet.
Mitglieder der AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V. nehmen regelmäßig an diesen Treffen teil und leisten vor Ort aktive Präventionsarbeit.
3.2.3. Andere Veranstaltungen im MSM – Bereich
Die AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V. beteiligt sich auch präventiv an Szene - Veranstaltungen wie zum Beispiel dem Christopher-Street-Day in Frankfurt.
3.3. Prävention für weitere Zielgruppen
3.3.1. Spezielle Zielgruppen
Die AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V. bietet auch für weitere Interessierte (z. B. Migranten und Migrantinnen, Pflegekräfte und MultiplikatorInnen) Veranstaltungen an. Diese werden individuell und zielgruppenspezifisch ausgerichtet.
3.3.2. Allgemeinbevölkerung
Im Rahmen der niedrigschwelligen Prävention verteilen die MitarbeiterInnen selbsterstellte Postkarten in Cafés und Bars in Hanau und dem Main-Kinzig-Kreis, die mit verschiedenen Präventionsbotschaften auf das Thema HIV/ AIDS aufmerksam machen sollen.
4. Kosten
Die Kosten für niederschwellige Präventionsangebote (z. B. in Jugendclubs, in Diskotheken oder auf Parkplätzen) übernimmt die AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V.
Schulveranstaltungen finden in der Regel gegen einen geringen Unkostenbeitrag statt.
Alle weiteren Präventionsveranstaltungen werden gegen ein individuell festgelegtes Honorar ausgerichtet.
5. Evaluation
Alle Präventionsveranstaltungen werden dokumentiert und ausgewertet, um diese gegebenenfalls mit Hilfe konstruktiver Kritik zu verbessern.
Die Evaluation findet zum Einen im Team und zum Anderen in Form von mündlichem und schriftlichem Feedback der TeilnehmerInnen statt.